Perioperative Pathophysiologie

AG Vilz

Prof. Dr. med. Tim Vilz

Arbeitsgruppenleiter

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Lisa Rössel

Doktorandin

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"From bench to bedside"

Stand der Forschung

Der postoperative Ileus (POI), eine häufige Komplikation nach viszeralchirurgischen Eingriffen, stellt sich klinisch durch eine verzögerte Magen-Darm-Passage mit Übelkeit, Erbrechen, Stuhlverhalt und Atemfunktionsstörungen bis hin zum Multiorganversagen dar. Frühere Studien im Tiermodell konnten zeigen, dass residente Makrophagen der Muscularis externa eine inflammatorische Kaskade initiieren, die sich auch bei einem lokalen Trauma via spezifischer Th1-Lymphozyten über den gesamten Gastrointestinaltrakt ausbreitet und in einer Entzündung der Darmwand mit Motilitätsstörung resultiert.
Bis heute ist eine Vorhersage, ob und in welchem Ausmaß ein Patient im postoperativen Verlauf einen POI entwickeln wird, nicht möglich. Ebenso fehlen, mit Ausnahme zeit- und personalaufwendiger perioperativer ERAS-Programme („enhanced recovery after surgery“, Fast Track Chirurgie), evidenzbasierte Maßnahmen zur Prophylaxe oder Therapie der intestinalen Motilitätsstörung. Unser Ziel ist es, die aus der grundlagenwissenschaftlichen Forschung gewonnenen Erkenntnisse über den postoperativen Ileus im Sinne der translationalen Medizin in die Klinik zu überführen.

Aktuelle Projekte

In einer aktuell laufenden, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten, klinischen Studie (BiPOI-Studie) beschäftigen wir uns mit der Entstehung und Ausbreitung des postoperativen Ileus im Menschen nach viszeralchirurgischen Eingriffen unterschiedlichen Schweregrades. Das Ziel ist hierbei die Etablierung eines prädiktiven Laborparameters (sogenannter Biomarker), um in Zukunft eine objektive Aussage über Inzidenz und Schweregrad einer postoperativen Motilitätsstörung machen zu können. Dieser soll die die klinischen Kriterien zur Auflösung einer Darmatonie (erste Defäkation, Zeit bis zum vollständigen Kostaufbau etc.) in Ihrer Validität ergänzen.

Geplante Projekte

In Kooperation mit dem grundlagenwissenschaftlichen Labor der chirurgischen Klinik wurde zunächst im Kleintier (Maus und Ratte), im weiteren Verlauf auch im Großtiermodell (Schwein) erfolgreich ein antiinflammatorisches Agens (CPSI-2364) zur Prophylaxe des postoperativen Ileus getestet.
Aufgrund der sehr vielversprechenden Ergebnisse im Tiermodell erfolgte (nach entsprechenden Toxizitätsstudien) eine randomisierte, doppelt geblindete, placebokontrollierte Phase I Studie mit gesunden Probanden zur Verträglichkeit und Pharmakokinetik des Wirkstoffes. Derzeit befinden wir uns in der Planung für eine prospektiv randomisierte multizentrische Phase II-Studie zur Prophylaxe des POI nach darmchirurgischen Eingriffen durch orale Gabe von CPSI-2364.